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H.B.

Tierrechte

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Tierpsychologie und Tierrechte

Wer in philosophischen Nachschlagewerken Informationen zum Thema “Tier” sucht, findet dort zumeist das Stichwort “Tierpsychologie”. Die Verwendung dieses Begriffes in der Wissenschaft ist höchst bemerkenswert, denn “Tierpsychologie” ist - wie das “Philosophische Wörterbuch” (10. und 21. Aufl.) erklärt - “ die Wissenschaft vom Seelenleben der Tiere”. Eine Wissenschaft vom Seelenleben der Tiere setzt jedoch voraus, daß auch Tiere eine Seele haben. Wenn nicht nur der Mensch, sondern auch das Tier eine Seele hat, und wenn außerdem z. B. die Menschenaffen fast 99 % der Gene mit dem Menschen gemeinsam haben, was unterscheidet dann den Menschen noch grundsätzlich vom Tier? Die Bedeutung dieser Frage liegt darin, daß die völlige Rechtlosigkeit der Tiere damit begründet wird, daß zwischen Mensch und Tier biolo- gisch und metaphysisch (Tiere hätten keine Seele) ein absoluter Unterschied bestünde. Schon deshalb dürften die folgenden Auszüge aus dem erwähnten Wörterbuch gerade auch für Tierschützer und -rechtler von Interesse sein:

 “ Die neuere Tierpsychologie umging zunächst das Problem der Tierseele, indem sie das “Verhalten”  der Tiere ohne die Annahme eines “psychischen Faktors” ...zu erklären versuchte...Die älteren griechischen Philosophen (hingegen) waren über- zeugt, daß den Tieren ein dem Menschen ähnliches Seelenleben zukomme. Und noch der Neuplatoniker Porphyrios (3. Jh. n. Chr.) betonte, daß, wie im körperlichen Bau, so auch im geistigen Leben nicht prinzipielle, sondern nur graduelle Unterschiede zwischen Mensch und Tier vorhanden seien. Dagegen hatte schon Aristoteles (4. Jh. v. Chr.) den Tieren nur noch eine empfindende Seele zugeschrieben, während er die denkende, vernünftige dem Menschen allein vorbehielt . Nach der Lehre der Stoa hat das Tier Empfindungen, Vorstellungen und Triebe; aber es handelt nicht aus Einsicht, sondern es wird gewissermaßen durch die Natur ´verwaltet´; ähnlich dachte das Mittelalter. Descartes erklärte die Tiere für Automaten ohne geistiges Leben.

Montaigne, der französische Materialismus und die deutsche Aufklärung, Brehm, Vogt, Büchner und Häckel im 19. Jh. fanden keinen oder höchstens einen gradweisen Unterschied zwischen Menschen- und Tierseele, oft sogar zugunsten dieser. Diese Auffassung erhielt eine wichtige Stütze durch die Übertragung der Entwicklungsidee in die Psychologie, die zuerst durch Karl Friedrich Burdach (Komparative Psychologie, 1842)... erfolgte.

Das Tier ist kein Automat, es handelt bewußt, aber die Bewußtseinsvorgänge verlaufen unreflektiert... Ähnlichkeit zwischen menschlichem und tierischem Seelen- leben besteht in der Sphäre der Triebe und Gefühle. Höhere Tiere scheinen das emo- tionale Verhalten des Menschen insbesondere, wenn durch die Sprache ausgedrückt und liebevoll auf sie gerichtet, irgendwie zu ´verstehen´.”

Mensch und Tier sind seelenverwandt! Um diese Wahrheit festzustellen, bedarf es keiner aufwendigen wissenschaftlichen Forschung. Jeder, der zum Beipiel einem Hund in die Augen schaut, kann das sofort erkennen. Arthur Schopenhauer, der in seiner Lebensphilosophie immer wieder die Wesensgleichheit, ja metaphysische Einheit zwischen Mensch und Tier hervorhob, bekannte: “Der Anblick jedes Tieres erfreut mich unmittelbar, und mir geht dabei das Herz auf.” Wäre das auch bei einer seelen- losen Sache möglich?

Dem Menschen eine Seele zuzuerkennen, dem Tier diese aber abzusprechen, hat mit Wahrheit nichts zu tun, sondern eine solche Auffassung dient lediglich dazu, die völlige Rechtlosigkeit und damit die Ausbeutung der Tiere durch den Menschen   zu legitimieren. Das Tier wird dadurch zu einem seelenlosen Gebrauchsgegenstand degradiert. Jedoch: “Die Welt ist kein Machwerk, und die Tiere sind kein Fabrikat      zu unserem Gebrauch.” (Schopenhauer)

                                         Herbert Becker  

Tier und Mensch in der europäischen Philosophie