Schimpanse Menschenaffe Tierrechte

Tierrechte

Start        Tierrechte        Themen        Politik        Archiv        Redaktion

Voltaire - Vegetarier und Tierversuchsgegner

Mördereien - mit diesem Wort charakterisierte François-Marie  Arouet - genannt  Voltaire - das Verhalten der Menschen zu Tieren. Sein Wort hatte durchaus Gewicht, denn Voltaire (1694-1778) war, wie es in einem philosophischen  Nachschlagewerk heißt, der berühmteste der französischen Aufklärungsschriftsteller und -philosophen. (1) Der Philosoph und Tierfreund Arthur Schopenhauer, der etwa 100  Jahre nach ihm lebte, zählte ihn zu den "größten Männern" des 18.  Jahrhunderts, zu den "Heroen" , den "Zierden", ja zu den "Wohltätern der Menschheit". (2)

Voltaire lebte im absolutistisch regierten Frankreich, wo es viel Mut  erforderte, gegen die Krone und die sie unterstützende Staatskirche  aufzutreten. Er besaß diesen Mut, was sich nicht zuletzt auch daran  zeigte, dass er die tierverachtende Einstellung der allmächtigen  christlichen Kirche deutlich kritisierte. (3) Hingegen lobte er den  altgriechischen heidnischen Philosophen, Vegetarier und Gegner des Christentums, Porphyrius,  sowie die vegetarisch lebenden "mitfühlenden" Pythagoräer und auch die  "Inder".

Voltaire

Voltaire *

Die folgenden Zitate zeigen den Philosophen der Aufklärung, Voltaire, als Vegetarier  und Tierversuchsgegner (4):

Es ist gewiss, dass dieses scheußliche Blutbad, welches unaufhörlich in unseren Schlachthäusern und Küchen stattfindet, uns nicht mehr als Übel erscheint. Im Gegenteil betrachten wir diese Scheußlichkeit, welche oft pestilenzialisch wirkt, als einen Segen des Herrn und danken ihm in unseren Gebeten für diese Mördereien . Kann es denn aber etwas Abscheulicheres geben, als sich beständig von Leichenfleisch zu ernähren?

Und dennoch finde ich unter uns keinen Sittenlehrer, keinen unter unseren geschwätzigen Predigern, selbst keinen unter unseren scheinheiligen Muckern, der den geringsten Einwand erhäbe gegen diese schändliche, uns zur Natur gewordene Gewohnheit. Man muss bis auf den frommen Porphyrius und auf die mitfühlenden Pythagoräer zurückgehen, um jemanden zu finden, der uns wegen unserer blutigen Gefräßigkeit beschämt; oder wir müssen zu den Indern reisen. (5)

Seit der Zeit von Voltaire sind zwar mehr als zwei Jahrhunderte  vergangen, aber auch heute noch wird es kaum Fleischesser geben, die  sich wegen ihrer "blutigen Gefräßigkeit" beschämt fühlen, zumal die im  Abendland vorherrschenden Religionen das von Voltaire angeprangerte  "scheußliche Blutbad" in Schlachthäusern weiterhin mehr oder weniger  rechtfertigen. Die industrielle Massentierhaltung und andere moderne  Formen der Tierausbeutung sind inzwischen für die Tiere furchtbarer  Alltag geworden.

Eine besonders scheußliche Art von Tiernutzung sind die Tierversuche, die von Voltaire, wie aus nachstehendem Zitat hervorgeht, entschieden abgelehnt wurden:

Es gibt Barbaren, welche den Hund ergreifen, der den Menschen in so erstaunlichem Maße an Freundschaft übertrifft, ihn auf einen Tisch nageln und lebendig zerschneiden, um euch den Kreislauf des Blutes zu zeigen. Ihr entdeckt in ihm alle dieselben Empfindungsorgane, die ihr selber besitzt. Antworte mir, Mechanist: Hat die Natur wirklich alle Quellen des Gefühls in diesem Tiere angelegt zum Zweck, dass es nicht fühlen soll? Besitzt es Nerven, damit es gefühllos gegen Leiden sei? Glaubt ihr wirklich an einen solchen ungereimten Widerspruch in der Natur? (5)

Es ist wohl keine Übertreibung, wenn Voltaire nicht nur als ein Philosoph der Aufklärung, sondern auch als Wegbereiter für den Vegetarismus und die heutigen Tierversuchsgegner bezeichnet wird. Wie er war auch der Philosoph Schopenhauer ein Gegner der Tierversuche. (6)  Leider haben die Tierversuchsgegner, obwohl sie in den letzten Jahrzehnten vielleicht einige Teilerfolge erzielt haben, bisher noch keinen entscheidenden Durchbruch  erreicht. Deshalb gilt nach wie vor, was Schopenhauer in seinem letzten Lebensjahrzehnt (+ 1860) als Ergebnis seiner langen Lebenserfahrungen und Einsichten in sein Manuskriptbuch (7) schrieb:

Arthur Schopenhauer : Mensch und Tier

H.B.

Anmerkungen
(1)
Philosophisches Wörterbuch, begr. von Heinrich Schmidt,
21. Aufl., bearb. von Georgi Schischkoff, Stuttgart 1978, S. 733.
(2) Arthur Schopenhauer , Werke in zehn Bänden, Band V: Ueber
den Willen in der Natur
, Zürich 1977 (Zürcher Ausgabe), S. 216.
(3) Zur Einstellung der Kirche gegenüber den Tieren
s. Karlheinz Deschner , Für einen Bissen Fleisch - Das schwärzeste
aller Verbrechen
, Asku-Presse, Bad Nauheim 1998.
(4)Voltaire was himself a supporter of animal rights and was a
vegetarian
(> Wikipedia / Stand: 17.01.2021).
(5)Tier und Mensch - Betrachtungen einer Beziehung.
Textauswahl von Fritz Preuß, Hrsg.: Tierversuchsgegner Berlin
und Brandenburg e. V., 8. Aufl. 2008, S. 217.
(6) S. >Arthur Schopenhauer - ein früher Tierversuchsgegner.
(7) S. Arthur Schopenhauer , Senilia, Gedanken im Alter.
Hrsg. von Franco Volpi und Ernst Ziegler [aus Schopenhauers
Handschriftlichem Nachlaß], München 2010, S. 23.
(Mehr zu Arthur Schopenhauer und seiner Philosophie > hier
* Voltaire-Bild aus: > Wikipedia (Stand: 17.01.2021).

Start        Tierrechte        Themen        Politik        Archiv        Redaktion