Schimpanse Menschenaffe Tierrechte

H.B.

Tierrechte

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Tierrechte und die Würde des Tieres

“ Die Würde des Menschen ist unantastbar.” - so lautet der erste Satz im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Dementsprechend ist die Achtung der Menschenwürde das Fundament unserer Rechtsordnung. Von “ Menschenwürde ” wird oft gesprochen, von “ Tierwürde ” hingegen spricht niemand. Dieses Wort fehlt in unserer Umgangssprache, so als ob es völlig abwegig wäre, das Wort “ Würde ” in Verbindung mit Tieren zu verwenden.

“ Würde ” ist laut DUDEN (Bd. 7, 2. Aufl.) ein “ Achtung gebietender Wert, der einem Menschen innewohnt”. Diese Definition ist ein beschämendes Zeugnis menschlicher Arroganz, denn sie erkennt nur dem Menschen Wert und Würde zu, nicht aber dem Tier. Die hier zum Ausdruck kommende Selbsterhöhung des Menschen und die damit verbundene totale Abwertung des Tieres hat für die Tiere äußerst schwerwiegende rechtliche Konsequenzen: So wies vor einigen Jahren ein Richter klar und eindeutig darauf hin, dass Tiere keine Würde und damit auch keine Rechte hätten. Sie könnten nur Objekt, nicht aber Subjekt von Rechten sein. Hieran zeigt sich nicht nur die persönliche Einstellung des Richters, sondern auch die nach wie vor herrschende Rechtsauffassung.

Dennoch gibt es erste Anzeichen dafür, dass sich in dieser Hinsicht ein Wandel anbahnt und auch Tieren eine Würde nicht mehr abgesprochen werden kann: So wird in einem Leitfaden, der von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz 1998 auf dem Deutschen Tierärztetag vorgestellt wurde, darauf hingewiesen, dass auch das Tier eine Würde besitze, die es zu achten gelte. Auch das Tier habe ein Recht auf Leben.

Es sind keine neuen philosophischen oder religiösen Einsichten, sondern Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschung, die zu einer neuen Sicht im Verhältnis von Mensch und Tier führen. Zum Beispiel berichtete die Zeitschrift “Spektrum der Wissenschaft” (November 2002), dass Wissenschaftler bei der Beobachtung von Schimpansen zu sehr überraschenden Erkenntnissen gekommen seien. Nicht nur die Erbanlagen (etwa 99% !) wären fast übereinstimmend, auch das Verhalten der Tiere wäre dem Menschen so ähnlich, dass der Unterschied zwischen Mensch und Tier verschwimmen würde. Demnach könne eine Trennung in unterschiedliche Gattungen nicht gerechtfertigt werden. Deshalb plädieren Wissenschaftler dafür, (zumindest) “Menschenaffen auf der Grundlage von Respekt, Recht und Würde zu schützen”.

Warum nur Menschenaffen? Ist die Grenze zwischen Menschenaffen und anderen hoch entwickelten Säugetieren nicht auch nur relativ?  Auch das Schwein steht dem Menschen nahe. Gerade wegen seiner biologischen Nähe zum Menschen werden Schweine als lebende Ersatzteillager für Organtransplantationen gebraucht (missbraucht). Andererseits wird auf das Schwein mit Verachtung herabgesehen.
Seit jeher gilt das Schwein, insbesondere in manchen Religionen, als “unrein”. Einen Menschen als “Schwein” oder “Sau” zu bezeichnen, ist in unserer Gesellschaft eine Beleidigung. Wer wie ein Schwein derart verachtet wird, dem wird auch jede Würde abgesprochen. Wem die Würde abgesprochen wird, der hat - wie der oben  erwähnte  Richter zutreffend feststellte - auch keine Rechte.

An dieser tierverachtenden Einstellung wird sich trotz mancher wohl klingen- der Worte solange nichts wesentlich ändern, wie ein großer Teil, vielleicht sogar die Mehrheit unserer Gesellschaft beim Wort “Schwein” zunächst an Kotelett oder Steak denkt. Denn wer denkt schon im Zusammenhang mit Schweinen, deren Leichenteile vor ihm auf dem Teller liegen und die er nun genießen möchte, dass auch diese Tiere Lebensrecht und Würde hatten? Erst wenn hier ein Umdenken erfolgt oder genauer, wenn der Mensch sich nicht nur mit seinem eigenen Haustier, sondern zum Beispiel auch mit den bisher so verachteten Schweinen verbunden fühlt, wird es zu einem wirklichen Durchbruch im Tierschutz kommen. Erst dann haben die Tiere eine Chance, dass ihre Würde und Rechte endlich anerkannt werden.

                                                                                           Herbert Becker