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Vegetarismus und Tierschutz

 in der Religion der Jainas (2)

 Ahimsa und Vegetarismus

Aufgrund des Ahimsa-Gebotes sind die Jainas ausnahmslos Vegetarier. Ahimsa ohne Vegetarismus ist für sie - anders als für manche Buddhisten und Hindus - nicht vorstellbar. In einer Veröffentlichung der Jainas heißt es dazu:

Wenn jemand seinen Körper durch das Fleisch anderer Lebewesen  mästet, so ist seine Verehrung der Ahimsa in Wahrheit Scheinheiligkeit.

Die strikte Ablehnung des Fleischessens ist sehr umfassend (und daher auch konsequent) geregelt:

Speisen, die man sich angeeignet hat, indem man Lebewesen Gewalt antat, diese isst der rechte Mönch weder selbst, noch stimmt er zu, wenn ein anderer sie isst. (Mahavira)

Die Jaina-Mönche halten es - im Gegensatz zu den buddhistischen Mönchen - auch dann für eine Sünde, Fleisch zu essen, wenn dieses ungewollt in ihre Almosenschüsseln gelangt ist. Die Speisevorschriften der Jainas gehen heute soweit, dass bei ihnen niemand kochen darf, der Lederschuhe trägt, weil die Ledererzeugung im Regelfall die Tötung der Tiere voraussetzt.

Da nach dem Glauben der Jainas selbst Pflanzen Seelen haben, ergibt sich für sie das Problem, dass sie zu ihrer Ernährung beseelte Wesen töten   oder töten lassen müssen. Manche Jainas rechtfertigen das mit der Erklärung, dass  die Pflanzen nicht gleich stark beseelt seien, sondern dass die verschiede- nen Pflanzenarten eine unterschiedliche Anzahl von Seelen-Monaden hätten. Beispielsweise sollen in Erbsen und Reis weniger Monaden sein als in Knollen und Wurzeln, so dass der fromme Jaina eher die essen dürfe. Auf jeden Fall ver- dienen nach Ansicht vieler Jainas die Tiere als höhere Lebewesen eine größere Schonung als die Pflanzen, wenn das Ahimsa-Gebot gegenüber allen Lebewesen aus Ernährungsgründen nicht vollständig zu befolgen sei.

In der indischen Geschichte haben die Jainas immer wieder versucht, auf die jeweiligen Machthaber in ihrem Sinne einzuwirken. Nach Meinung der Jainas geht bereits der Vegetarismus des Kaisers Ashoka (272-231 v. Chr.) und seine berühmten Felsenedikte zum Tierschutz auf ihren Einfluß zurück. In welchem Maße das zutrifft, kann hier nicht beurteilt werden, zumal Ashoka wohl stärker buddhistischen Anschauungen zuneigte.

Aus einer späteren Zeit liegen jedoch eindeutige Zeugnisse vor:          Nach seiner Bekehrung zum Jainismus im 12. Jh. nach Chr. entsagte König Kumarapala von Gujarat dem Fleischgenuß und der Jagd. Er verbot in seinem Reich das Schlachten von Tieren und das Essen von Fleisch. Diese Maßnahmen wurden auf das strengste durchgeführt. Die Schlächter mussten ihr Gewerbe aufgeben, wofür sie durch einen Beitrag in Höhe eines Dreijahres-Einkommens entschädigt wurden. Die Brahmanen mussten die Tieropfer durch Getreide- spenden ersetzen. Als Sühne für seinen früheren Fleischverzehr ließ der König zahlreiche Tempel errichten.

Aus neuerer Zeit weiß man, dass Ghandi zweifellos - auch wenn das orthodoxe Hindus bestreiten - zumindest in seiner Jugend unter dem Einfluß der Jainas stand. Bevor er zum Studium nach England ging, ließ ihn seine Mutter durch einen Jaina-Mönch das Gelübde ablegen, im Abendland u. a. auf den Verzehr von Fleisch zu verzichten.

Wissenschaftler (Dutt, Dumont, teilweise auch von Glasenapp) sind der Ansicht, dass der Vegetarismus ohne die Jainas in Indien wahrscheinlich  erfolglos geblieben wäre.

H.B.

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